Die MIT-Studie über die zweite Revolution in der Automobilindustrie unterscheidet drei Weisen der Produktion. Die fordistische, amerikanische Massenproduktionsweise, die japanische Produktionsweise und die skandinavische Manufakturproduktionsweise. Da es einige Beispiele dafür gibt, Produktionsweisen am Beispiel des Eintütens von Briefen zu verdeutlichen, will ich in diesem Bild bleiben und versuchen den Unterschied der drei Weisen zu verdeutlichen.

Die Aufgabe besteht darin, 100 Briefe mit 100 DIN A4-Blättern zu füllen, die Umschläge zu zu kleben und diese mit 100 Briefmarken zu frankieren. Die erste - auch historisch erste - Form das Problem zu erledigen, die Manufakturproduktion, besteht darin, alle Briefe einzeln zu bearbeiten. Arbeiter 1 nimmt sich einen Brief, versieht ihn mit Inhalt, klebt ihn zu und frankiert ihn. Wären mehrere Arbeiter zugange, würde sie ebenfalls diese Tätigkeit ausführen. Jeder macht das gleiche. Der Arbeitsprozess zerfällt nicht in seine Bestandteile, jede Arbeitskraft vollzieht ihn ganz.

Die zweite Form das Problem zu lösen, die fordistische Produktionsweise, besteht darin, den Prozess zu zerlegen und ihn durch ein Medium wie das Fließband wieder zusammen zu setzen. Arbeiter 1 füllt die Briefe und gibt sie weiter. Arbeiter 2 klebt die Briefe zu und gibt sie weiter. Arbeiter 3 frankiert sie und legt sie auf den Stapel der fertigen Briefe. Jede Arbeitskraft vollzieht nur noch einen Teil der gesamten Arbeit. Weil die Arbeiten  unterschiedlich lange dauern, werden zwischen den unterschiedlichen Stationen Puffer aufgebaut und die Stationen werden skaliert. Es gibt drei Tütenkleber, zwei Frankierer und einen Füller. Jede Station wird optimiert. Möglichst schnell füllen, möglichst schnell frankieren und möglichst schnell kleben. Diese zweite Form der Produktion verdrängte historisch in vielen Bereichen die Manufakturproduktion und wurde als industrielle Produktionsweise bekannt.

Die Manufakturproduktionsweise wird in den Bereichen geschätzt, in denen Qualität wichtig ist. So gab es - vom MIT in der Studie untersucht - in der skandinavischen Automobilindustrie Versuche die Manufakturarbeitsweise unter industriellen Bedingungen wieder zu beleben. Man setzte bspw. ein Team auf das Fließband, ließ es an allen Stationen vorbeifahren und ein Auto als Ganzes montieren.

Die dritte Form der Produktion - die toyotistische Massenproduktion - trat historisch auf den Plan, als die zweite, Fließband, Industrie, über die erste, Manufaktur, gesiegt hatte. Wie wird hier der Brief eingetütet. Der Grundgedanke ist: Arbeitsteilung wie in der Industrie, Arbeitsfluss wie in der Manufaktur. Was meint das? Wenn ich mich kurz in einen Brief verwandle, dann fühlt sich die erste Arbeitsweise so an, dass ich in einem Fluss gefüllt, verklebt und frankiert werde. Bei der zweiten Weise werde ich gefüllt und muss warten, werde verklebt und muss warten, werde frankiert und bin fertig. Bei der toyotistischen Arbeitsweise -besser: ihrem Ideal - fühlt es sich wieder so an wie in der ersten, ich werde in einem Rutsch gefüllt, verklebt, frankiert. Und das obwohl Arbeitsteilung herrscht und die füllenden, klebenden und frankierenden Hände unterschiedliche sind. Man nennt das 'Single Piece Flow'. Die Kunst bei der dritten Weise der Produktion ist es also die Vorteile der zweiten Weise beizubehalten, aber ihre Nachteile, Warteschlangen, Verschwendungen, die den Prozess stocken lassen, zu überwinden. Single Piece Flow ist dabei ein Maßstab um den Prozess zu verbessern. Es ist kein Ideal in sich selbst. Gemessen am Single Piece Flow werden die Verschwendungen des Prozesses sichtbar und es kann an seiner Verbesserung gearbeitet werden. Hätte das Ideal einen Wert in sich, wäre es eine mögliche Option, zur alten Weise der Produktion - zur Manufaktur - zurückzukehren, doch diese Option besteht leider (?) nicht.