Platzen oder Lean & Zen

Ich habe manchmal das Gefühl, ich platze gleich, wenn ich eine Idee nicht loswerde, wenn ich nicht über etwas reden kann, was mich gerade bewegt.

Ich bin im Moment in Arhus und habe an der JAOO teilgenommen. Die ersten Tage waren so lala. Das mag an mir liegen. Ich hatte mir vor allem Talks ausgesucht, bei denen ich schon etwas von den Sprechern gelesen hatte. Ich wollte sie gerne mal live sehen und als Mensch erleben. In der Regel finde ich das sehr spannend, weil mein Bild von dem, was sie schreiben, sich präzisiert. (So ist es mir bspw. auch mit der Stimme von Stefan Tilkov gegangen, seitdem ich ihn beim heise-Developer-Podcast gehört habe, lese ich seinen Blog ganz anders.) Nun denn - ich habe die Leute jetzt gesehen, habe ein präziseres Bild von ihnen, aber was sie gesagt haben, hat micht nicht überrascht, wie auch, wenn ich vorher schon ein paar ihrer Gedanken kannte. Ich war ein wenig enttäuscht.

Aber heute hat sich das geändert. Ich habe einen Talk von Richard Durnell gehört und war - wie sagt man? - begeistert, angefixt, inspiriert. Es mag sein, dass der Talk gar nicht so besonders war, ich bin sicher derjenige, der das am schlechtesten sagen kann, aber in dem Talk fiel ein Gedanke, der für mich genau richtig war. Nicht zu klein, nicht zu gross, genau passend um etwas auszulösen, was sich wohl irgendwie angestaut hatte. Für alle anderen, die diesen Stau nicht haben, ist der Gedanke vielleicht banal, aber hier ist er. Richard hat 5 Jahre lang mit Leuten von Toyota daran gearbeitet ene Fordfabrik auf Leanproduction umzustellen. Er verglich das Lean-Denken mit dem Zen und dem was dort 'Beginners Mind' heisst. Er beschrieb, wie sein Mentor, immer wenn er dachte 'jetzt habe ich es verstanden', etwas tat oder sagte, was seinem bisherigen Verständnis zuwieder lief. Ganz ähnlich dem Zenmeister, der in unzähligen Geschichten immer wieder den Schüler verblüfft.

Ich hatte mit dem Lean-Ansatz bisher gewisse Schwierigkeiten. Ich fand die einzelnen Ideen spannend, hatte aber dabei die Frage im Hinterkopf: 'Was ist denn nun Lean'. Nicht dass es da keine Definitionsversuche gibt, aber irgendwie wirken sie alle etwas untersetzt. Nach dem Talk denke ich, es ist gerade das Wesen von Lean, dass es keinen Kern hat. Es ist gerade mein Problem, dass ich immer versuche, die Idee zu strukturieren, in eine tayloristische Form zu bringen. Dem sperrt sich Lean und das ist seine Essenz. Richard schloss seinen Vortrag mit einem Zitat von Konosuke Matsushita (Matsushita Electrics aka Panasonics, Technics).

"We are going to win and the industrial west is going to lose: there’s nothing much you can do about it, because the reasons for your failure are within yourselves. Your firms are built on the Taylor model; even worse, so are your heads…."

Ja das verdammte westliche Tayloristische Hirn.

Das schöne an einem Blog ist, dass man das, was einen zum Platzen bringt, einfach aufschreiben kann und egal ob es einer liest oder nicht, der Druck verringert sich.

Ich freue mich über Kommentare an: self(ät)jenshimmelreich.de

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