Im März waren Arthur und ich in Hamburg bei einer Veranstaltung des ObjektForum Nord zum Thema Lean Software Development. Referent war Stefan Roock. Der Vortrag bestand aus zwei Teilen. Im ersten referierte Stefan die Thesen der Poppendieks zum Thema Lean Software Development, wie sie auch in ihren Büchern veröffentlicht sind. Im zweiten Teil beschrieb er Kanban und Kanban-Boards wie sie im Moment im Scrum-Kontext diskutiert werden.

Durch den Vortrag habe ich zum ersten Mal verstanden, wie Scrum und Kanban in Toyotas Philosophie verwurzelt sind und doch so unterschiedlich sein können. Scrum hat seine Wurzeln im Toyota-Produkt-Entwicklungs-System. Die frühen Artikel zu Scrum beziehen sich immer auf einen Aufsatz aus der Harvard Business Review The New New Product Development Game. In diesem Aufsatz geht es um die Art wie neue Produkte entwickelt werden. Dabei spielt die japanische Automobilindustrie eine entscheidende Rolle. Einer der Grundgedanken des Artikels sind crossfunctional Teams.

Kanban dagegen ist das Herzstück des Toyota-Produktions-Systems. Kanban stellt die Logik der Prozessverkettung unterschiedlicher Stationen eines Produktionsprozesses dar. Die Stationen werden durch einen 'ich sage dir was ich brauche'-Mechnismus (pull) verbunden. (Das Pushprinzip, zentrale Planung der Mengen, fordistisch/tayloristische Organisation, wäre ein anderes, genauer das entgegengesetze Prinzip.)

Während Scrum seine Anleihen bei der Entwicklung neuer Produkte macht, orientiert sich Kanban an der Herstellung von Produkten. Scrum steht für den kreativeren Prozess, der immer das ganze Team braucht, weil sich erst im Prozess zeigt, wann welche Fähigkeit benötigt wird. Kanban optimiert einen per Definition arbeitsteiligen Prozess. Die Reibungsverluste an den Übergängen werden durch Nachfragesteuerung optimiert. Das Was der Produktion steht im Kanban-Prozess nicht zur Disposition, nur das Wie seiner Herstellung.

Vielleicht könnte hier auch der unterschiedliche Fokus der Adaption beider Methoden in der Softwareentwicklung liegen. Scrum für die neuen Dinge, Kanban für die Wartungsprojekte.